Virtuosität und Zweikampfhärte

21.10.19   Spielbericht von OTZ+

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Steffen Richter suchte das richtige Wort. Das Wort, mit dem er das momentan größte Defizit in seinen Reihen zum Ausdruck bringen konnte. Nach kurzem geistigen Ringen – Richter haderte sichtlich mit dem Spielausgang –, sagte der Trainer von Grün-Weiß Stadtroda bedeutungsschwanger: „Physis“. Ja, seinem Team fehle derzeit schlichtweg die Physis, monierte der Coach nach dem 2:2 gegen den FSV Schleiz am Sonnabend in der Landesklasse.

Was nun die körperliche Dimension der Partie betraf, war die Richtersche Kritik durchaus berechtigt, denn jenem „physischen Männerfußball“ der Marke FSV Schleiz, vor dem bereits Co-Trainer Peter Dauel im Vorfeld warnte, hatten die Hausherren recht wenig entgegenzusetzen – außer natürlich ihren technisch versierten und auf Ballbesitz ausgelegten Fußball, den sie hie und da auch wunderbar entfalteten. Doch wenn es um Zweikampfhärte und grobes Terrier-Gehabe ging, waren die Gäste aus dem Saale-Orla-Kreis gnadenlos überlegen. Lediglich bei Dominik Hoffesommer, der beherzt auf der linken Außenbahn ackerte, machte Richter eine Ausnahme. Er habe ordentlich dagegengehalten, lobte der Grün-Weiß-Coach.

Dass seine Mannen gegen den Tabellenzweiten am Ende immerhin einen Punkt holen konnten, stimmte Richter dann auch nur bedingt zufrieden. „Bis zur 80. Minute konnte ich mit dem Remis sehr gut leben. Doch in den Minuten danach hätten wir noch gewinnen müssen, sodass ich letztlich auch irgendwo enttäuscht bin über das Unentschieden“, resümierte der Trainer, der mit seinen kritischen Worten – zum einen – auf den nicht verwandelten Kopfball von Florian Klinger in der Phase nach der 80. Minute verwies, zum anderen auf die Großchance von Tom Stempler in der Nachspielzeit, der das Leder aus nächster Nähe nicht über die Linie brachte, da FSV-Keeper Alexander Hebenstreit mit seinem linken Arm den Schuss vereitelte.

Das erste Tor für das Team von Roger Fritzsch erzielte indes Hannes Kühnel, der zum 1:1 (22.) egalisierte. „Wir sind schon etwas enttäuscht“, resümierte Fritzsch, der jedoch auch auf fehlende Leistungsträger wie Frank Gerisch, Mirko Horn, Marco Saß oder Christian Göller in seinem Kader verwies. Vor diesem Hintergrund könne man wiederum zufrieden sein, relativierte der FSV-Coach.

Für Stadtroda trafen Pascal Wollnitzke (18.) und Karl Grohs (61.) – ausgerechnet. Denn während Kapitän Grohs sich mit einem Ödem am Knöchel herumplagt und nicht in Gänze die gewohnte Vitalität an den Tag legen konnte, kann Pascal Wollnitzke derzeit kaum trainieren, da er an den Trainingstagen abends die Schulbank für seine Meisterprüfung drückt.

Der 24-jährige Zahntechniker, der auf beiden Außenbahnen agierte und seine vierte Saison in Stadtroda absolviert, hatte im ersten Akt auch das 2:1 für Grün-Weiß auf dem Fuß, scheiterte aber an Hebenstreit. „Mir versprang heute immer mal der Ball. Bei der Chance habe ich ihn mir schlecht vorgelegt. Das fehlende Training eben“, schüttete Pascal Wollnitzke Asche auf sein Haupt. (OTZ)