Kitte, das Kopfballungeheuer

17.06.19   OTZ-Spielbericht


»»Ostthüringer Zeitung

Im letzten Spiel der Saison in der Landesklasse siegt Grün-Weiß Stadtroda mit 4:2 (3:2) über Schott Jena II und sichert sich damit Platz vier

Jena. Es mangelte am Sonntag in der Oberaue in Jena nicht an Ovationen. Denn als Routinier Andreas Kittner kurz vor dem Ende der Partie zwischen dem gastgebenden SV Schott Jena II und Grün-Weiß Stadtroda ausgewechselt wurde, hofierten ihn seine Mitspieler und auch die mitgereiste Anhängerschaft der Rodschen Möhre. Ja, einige Spieler auf dem Feld nahmen noch einmal einen kleinen Weg auf sich, um mit „Kitte“ – so der liebevolle Kosename – abzuklatschen. „Ich habe heute gar nicht so sehr darüber nachgedacht, dass das mein letztes Spiel sein wird, erst mit der Auswechslung kamen ein paar Emotionen hoch, zumal ich ja auch bei Schott einst spielte, mir das hier alles sehr vertraut ist“, sagte Andreas Kittner nach dem 4:2-Sieg von Stadtroda am letzten Spieltag der Landesklasse, der gleichzeitig auch sein persönlich letzter Akt als aktiver Fußballer war. Und ja, er sei durchaus froh darüber, dass das Saisonfinale mit drei Punkten im Haben endete – zum einen für das Team, zum anderen für seine eigene Fußball-Vita. Wer will sich schon mit einer Niederlage oder einem Remis verabschieden.

Dass das Team von Steffen Richter die Spielzeit 2018/19 mit einem Triumph beenden konnte, war letztlich auch der Verdienst von eben Andreas Kittner , schließlich hatte er in der 83. Minute in allerhöchster Not einen gegnerischen Schuss mit dem Kopf auf der Linie noch vereiteln können. Doch damit nicht genug, leitete er doch mit seiner Abwehraktion – wenn auch unfreiwillig – auch noch umgehend den Gegenangriff ein. Auf der linken Außenbahn konnte schließlich Paul Weise den Ball behaupten und bediente den herbeistürmenden Leonard Menzel , der aus vollen Lauf abzog – und letztlich zum 4:2-Endstand (83.) traf.

 

„Ich bin ja nun nicht der größte Spieler, bin also auch kein Kopfballungeheuer“, scherzte Andreas Kittner nach der Partie, zumal es seine zweite Rettungsaktion mit dem Kopf in dieser Begegnung war. Wenn Kittner bei besagtem Angriff der Glaswerker nicht an besagter Stelle ausgeharrt hätte, wäre seine letzte Partie für Stadtroda wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Unentschieden gewesen.

Doch die Grün-Weiß-Protagonisten hatten vor dem Spieltag noch nicht mit der Saison abgeschlossen, wollten unbedingt noch Platz vier bei der Endabrechnung holen, mit dem sie sich auch direkt für den Thüringen Pokal qualifizieren hätten. Und so traten sie dann auch auf: couragiert und zweikampfstark. Fast hätte man den Eindruck bekommen können, dass sie den letzten Auftritt noch einmal richtig genießen. Dass ein Robin Gerdemann , ein Pascal Wollnitzke und auch ein Karl Grohs wieder mit an Bord waren, wirkte sich dann auch äußerst positiv auf das Dargebotene der Gäste aus dem Saale-Holzland-Kreis aus. Letztlich hatten sie ein absolutes Mehr an Chanen, gingen mit diesen aber sträflich um – gleich ob Simon Fuchs , Robin Gerdemann , Karl Grohs oder Felix Mohorn . Nico Schwarz zog zudem im ersten Akt einmal aus der zweiten Reihe beherzt ab. Bruchteile einer Sekunde später krachte das Leder an den Pfosten. Dafür gab es wiederum Lob von Florian Klinger für den 18-Jährigen.

Apropos Florian Klinger , Mr. Eleganz verwandelte in der 39. Minute einen Freistoß in unmittelbarer Nähe des heiligen Raumes. Zuvor standen die drei Weichensteller des Stadtrodaer Spiels – Grohs , Klinger und Gerdemann — um den Ball und ließen nun die Jenaer orakeln, wer sich denn des Leders annehmen werde. Es sah im ersten Moment doch sehr nach Karl Grohs aus, der bereits auf der Stelle rannte, aber dergleichen war lediglich eine Finte, denn es war eben Florian Klinger , der den Ball flach an den rechten Innenpfosten des Schott-Gehäuses setzte, von wo er dann über die Torhüterlinie rollte – 3:2 für die Gäste. Klingers Jubel, der ja auch einst für Schott spielte, hielt sich dann auch in Grenzen. Er trabte unbeeindruckt zurück, präsentierte dabei lediglich, ja fast schon halbherzig, die geballte Faust, während ihn seine Mitspieler feierten.

Schott gebührte indes der erste Treffer (6.)der Begegnung, für den Bastian Zdun verantwortlich war, doch nur zwei Minuten später konnte der wieder erstarkte Simon Fuchs egalisieren. Es war der 16. Treffer des Stürmers in dieser Saison, was ihn wiederum zum erfolgreichsten Torschützen in den Reihen der Grün-Weißen in der Spielzeit 2018/19 macht. Dahinter reiht sich Karl Grohs mit beeindruckenden 15 Toren ein. In der 15. Minute konnte Christoph Körber die Hausherren dann erneut in Führung (2:1) schießen, wovon sich die Mannen von Steffen Richter jedoch nicht sonderlich beeindruckt zeigten. Vielmehr erhöhten sie nun den Druck, insbesondere Robin Gerdemann ackerte nun allerorts. Ja, es war nur eine Frage der Zeit, bis denn Stadtrodaausgleichen würde. In der 25. Minute war es schließlich so weit, Felix Mohorn glich zum temporären 2:2 aus. Auch den zweiten Akt dominierten die Gäste über weite Strecken, nutzen aber erneut ihre zahlreichen Chancen nicht. Schott tauchte indes punktuell vor dem Stadtrodaer Gehäuse auf, doch Torhüter Niklas Padutsch und auch der sehr souverän agierende Pascal Wollnitzke wussten Schlimmeres zu verhindern. Und dann war da ja auch noch Kopfballungeheuer Andreas Kittner .

„Die heutige Partie war hinsichtlich unserer Chancenverwertung ein Spiegelbild der gesamten Saison“, monierte Steffen Richter , der jedoch erneut auf das junge Alter seiner Spieler verwies. Nichtsdestotrotz, man lebe im Fußball schlichtweg etwas entspannter, wenn man denn die Chancen nutzen würde, scherzte Richter und verwies auch noch einmal auf die Rettungsaktion von Andreas Kittner in der 83. Minute, die letztlich den anschließenden Treffer von Leonard Menzel eingeleitet hätte. Dergleichen sei, wenn man denn an die vorangegangenen Chancen denke, fast schon ein wenig kurios. Gleichzeitig lobte der Coach die Einstellung seines Teams. „Sie haben heute noch einmal alles gegeben. Ohne diese Einstellung hätten wir heute nicht Platz vier holen können, hätten uns nicht direkt für den Pokal qualifiziert“, betonte Richter , der sich nach der Partie auch bei jenen Fans persönlich bedankte, die bei Wind und Wetter – und auch oftmals auswärts – sein Team unterstützen.

Marcus Schulze 17.06.19