Das haben wir gebraucht

13.11.18   5:2-Sieg gegen Gera-Westvororte

Stadtroda. Marian Rennert ließ sich an der Eckfahne nieder. Er ging auf die Knie auf dem Kunstrasenplatz und verschränkte seine Arme. Die Nummer 18 verharrte in dieser Pose für ein paar flüchtige Momente, bis er sich wieder gen Spielfeld zuwandte, um sich von seinen Teamkollegen für das Tor zum 5:2-Endstand (89.) gebührend feiern zu lassen.

Dass sich Marian Rennert in fast schon Faustscher Manier dem euphorischen Moment hingab, war zum einen dem Umstand geschuldet, dass es sein zweiter Treffer in der Partie gegen Landesklasse-Tabellenführer TSV Gera-Westvororte war. Zum anderen hatte er im zweiten Akt mitunter auch hart einstecken müssen, wofür in erster Linie der Schlussmann der Gäste verantwortlich war. Zweimal gerieten der ungestüme Keeper und der Stürmer im Strafraum aneinander, beim ersten Mal – Rennert wurde am Kinn getroffen – gab es dafür einen Elfmeter für Grün-Weiß. Diesen verwandelte Karl Grohs souverän zum temporären 3:1 (78.) – und dieses Polster war überlebenswichtig, denn Westvororte drängte auf den Ausgleich. Unter welchem Druck das Team von Steffen Richter stand, konnte man an Florian Klinger ausmachen, der während des Strafstoßes auf der anderen Seite des Platzes in der Hocke stur auf den Boden blickte und auf die Geräuschkulisse wartete.

 

Seinen ersten Treffer konnte Marian Rennert indes unmittelbar nach seiner Einwechslung bejubeln, zumal es sein erster Ballkontakt überhaupt war. Zuvor hatte Florian Klinger mit einem flachen Freistoß den heranstürmenden Pascal Wollnitzke bedient, der mit dem Ball am Fuß entschlossen gen Strafraum aufbrach, um diesen dann quer auf eben Rennert zu legen, der in der Mitte bereits wartete – 2:0 (52.).

 

„Ich habe zwar noch leichte Schmerzen am Kinn, aber ansonsten fühlt sich das gerade sehr gut an“, resümierte der Doppel-Torschütze, der damit nicht nur den Sieg meinte, sondern auch den Umstand, dass er seine persönliche Bilanz verbessern konnte, er nun in sieben Begegnungen vier Tore erzielte.

Die Spieler von Westvororte-Trainer Marcus Dörfer, die nicht zimperlich in ihre Zweikämpfe gingen, zeigten sich von besagtem 2:0 in der 52. Minute nicht sonderlich beeindruckt und erarbeiteten sich Chancen. In der 55. Minute bekamen sie einen Elfmeter zugesprochen, Rico Heuschkel wusste ihn zu nutzen – 1:2. Und auch nach dem 3:1 (78.) für die Möhre gaben sie nicht auf. In der 80. Minute köpfte Marcus Schneider den Ball an die Latte, der anschließend vor die Füße von Rico Heuschkel fiel – 2:3.

Es war über weite Strecken kein Spiel für Fußball-Ästheten. Es war eine Partie, die von ihrer Intensität auf dem Kunstrasenplatz lebte, wo alles eine Idee kleiner, kuschliger daherkommt. Kurzum: so ein bisschen Hexenkessel, denn auch die Zuschauer sind am Kunstrasenplatz nah dran. Es mangelte, insbesondere in der zweiten Halbzeit, nicht an waghalsigen Kopfball-Duellen und Bällen, die entschlossen gen Himmel gedroschen worden. Nun ist dieses physische Agieren nur bedingt die Stärke von Grün-Weiß, vielmehr möchte man die Fußball-Muse bedienen, doch an diesem Tag glückte der Spagat zwischen punktueller Virtuosität und Maloche. Das Tor zum 1:0 (18.) erzielte Karl Grohs, der von Simon Fuchs bedient wurde. Der eigentliche Clou des Spieltages war jedoch das Tor zum 4:2 (84.) von Björn Schröder, das den Sieg des Gastgebers einläutete. Schröder tat es Rennert gleich, traf mit seiner ersten Ballberührung. Er konnte es wohl selbst kaum fassen und kredenzte bei seinem Jubel einen dynamischen Rückwärts-Purzelbaum.

Dass gleich zwei Wechselspieler in einer Partie mit ihrem ersten Ballkontakt treffen, habe er auch noch nicht erlebt, sagte ein sehr erleichtert wirkender Steffen Richter. „Ich bin heute mit allem zufrieden. Wir haben gekämpft, haben dagegengehalten und geführt. Dann gab es die beiden Nackenschläge, doch wir haben mit unseren Toren geantwortet. Das war einfach nur super.“ Die Bedeutung des Sieges für die Moral seines Teams gab der Coach derweil beim Stelldichein in der Mitte des Platzes lautstark zum Besten: „Das haben wir gebraucht!“

Marcus Schulze 12.11.18 OTZ
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